Montag, 13. Oktober 2014

Segeln lernen ohne ... Partner?

Donnerstag habe ich meine freie Zeit genutzt um meinen ersten Einhand-Ausflug zu wagen. Alleine ging es raus, im "Piraten" aufs Steinhuder Meer.


Das schöne am Einhandfahren ist ja, dass man alleine auch niemanden dabei hat, der einem das Denken abnimmt. Man muss also alle Entscheidungen selbst fällen, jeden Knoten selbst knüpfen und auch alleine den Kahn auf dem Wasser halten. Meiner Meinung ist das der beste Weg, wirklich segeln zu lernen, wer Einhand segeln kann, bekommt den Rest auch hin.


Also, am Steg angekommen, fix das Wasser aus dem Boot gelassen und los geht`s in Richtung Takelpfahl. Dafür musste ich zunächst mal das Boot einige Längen nach hinten, gegen den Wind, rudern, was alleine schon echt eine Herausforderung ist - und auch ganz schön lange gedauert hat. Irgendwann bin ich dann am Pfahl angekommen und konnte endlich Segel setzen. Das Boot legt sich sanft in den Wind und nimmt nach wenigen Sekunden Fahrt auf. Schnell habe ich den Steg hinter mir gelassen und blicke raus aufs Meer. Kaum ein Segel ist zu sehen, nur vereinzelt ragen in der Ferne weiße Dreiecke aus dem Wasser.


Nach ein paar Übungsmanövern setzte ich dann Kurs in Richtung Wilhelmstein und lehnte mich erst einmal zurück: Die Stille draußen, man hört das Boot und die Wellen, sonst einfach mal nichts. Diese kleinen Momente sind jetzt schon wundervoll, ich wage mir kaum auszumalen wie das dann später auf den "echten" Meeren sein wird und träume ein bisschen vor mich hin...


...plötzlich durchschneidet ein unangenehmes Geräusch meine Gedankengänge, PrötPrötPrötPrötPröt macht es von Achtern, zudem sind immer mehr helle Stimmen zu hören.

Ein kleines Motorboot, voll besetzt mit einer singenden Schulklasse nähert sich, die Kinder singen, der Motor köchelt vor sich hin, kaum zu glauben wie laut einem das alles vorkommt. Gerade will ich mich noch über die unverhoffte Ruhestörung aufregen, als das Boot Backbord an mir vorbei geht. Alle Schüler winken und grüßen mich johlend, ich winke zurück und denke mir - na vielleicht doch gar nicht so blöd die Leute.

Ich kreuze noch ein bisschen hin und her, bis mich mein Weg irgendwann wieder zurück zum Steg führt, wo ich ein paar Anlegemanöver probiere, die zu meiner Überraschung sofort einwandfrei funktionieren. Hat natürlich wieder mal keiner gesehen...

Nach einer kurzen Pause lege ich wieder ab und fahre diesmal in Ufernähe ein mal an den Stegen entlang, um mir mal die ganzen schönen Boote anzusehen, die hier liegen. Am Steg nebenan werden gerade Boote aus dem Wasser gehoben und abgestrahlt, nach einer Saison im Wasser sieht so mancher Rumpf echt ganz schön mitgenommen aus. Ich fahre also eine Weile an den Stegen entlang und entdecke zwischen allerlei netten Booten auch immer mal wieder die eine oder andere Perle, ein paar sehr schöne Holzschiffe liegen hier, da können die modernen Artgenossen einfach nicht mithalten.



Nach einiger Zeit drehe ich dann um, ich bin schon ein paar Stunden draußen und langsam aber sicher ist es an der Zeit, einzupacken. Zurück geht`s an den Takelpfahl, wo ich die Segel berge und mein Boot soweit klar mache. Dann rudere ich zurück in die Box, was dank der Strömungsverhältnisse deutlich eleganter von statten geht, als das rausrudern und mache fest.

Ein schöner Segeltag, ich habe viel gelernt und vor allem Sicherheit beim Fahren gewonnen. Nächste Woche geht es hoffentlich wieder mal raus, die Prüfung naht und ich will bis zum Saisonende noch ein paar Stunden machen!

Gruß,
Thomas

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Segeln lernen ohne ... zu segeln?

Am gestrigen Tag habe ich die bisher wohl wichtigste Lektion in meinem kurzen Seglerleben gelernt:

Jeden Mittwoch wird mir die große Güte zuteil, nur bis 13 Uhr arbeiten zu müssen. Also ziehe ich mich noch im Büro um, schwinge mich in mein Auto und fahre die knapp 100 Km "hoch" nach Mardorf, wofür ich (dank des alltäglichen Staus an der Autobahnabfahrt Garbsen) gerne mal anderthalb Stunden benötige. Dennoch nehme ich die Reise jede Woche gern auf mich, denn eines kann ich jetzt schon sagen: Segeln ist einfach wunderbar!

Ich befinde mich also auf dem Weg, biege von der schnurgeraden Bundesstraße 6 ab, durchquere das finstere Waldstück und nähere mich schon bald Schneeren, wo ich jedes mal den wunderschönen alten Opel LKW bewundere, der auf dem Hof am Ortseingang steht, und erreiche bald darauf Mardorf.

Unterwegs ist die Vorfreude einer schlimmen Befürchtung gewichen. Ein finsterer Schatten legt sich über den geplanten Törn und beim Aussteigen aus dem Auto verfestigt sich die Befürchtung zu einer traurigen Gewissheit. Das enttäuschte Gesicht von Segellehrer Maik besiegelt die Gewissheit nur noch mehr.


Flaute.

Nichts.

Kein Wind, nicht mal ein Lüftchen.

Draußen sehe ich ein Boot, das es mit Mühe und Not ein paar Längen vom Steg weg schafft, nur um dann die Segel einzuholen und zurück zum Anlieger zu fahren. Heute wird hier nicht gesegelt.

Doch jetzt kommt die Lektion, die mir der heutige Tage lehren soll:

Demut ist ihr Name.
Ich sollte mich nicht über insgesamt 2,5 Stunden sinnlose Autofahrt ärgern.
Ich sollte mich nicht darüber aufregen, dass ich die freie Zeit mit meiner Frau hätte nutzen können.
Ich sollte mich nicht über den traurigen Anblick unzähliger segelloser Masten an den Stegen ärgern.

Nein, ich sollte meinen Mund halten und den unwirklichen aber schönen Anblick des unbewegten Steinhuder Meeres genießen.